Hamburg, 25.8.22
Streng genommen ja kein Kino, aber der Auftritt des kalifornischen Meisters der Schmuddel- und Sudel-Performance im Hamburger Schauspielhaus ist so filmisch inszeniert, dass man es als Kinoerlebnis sehen kann. McCarthy arbeitet sich ja schon seit jahrzehnten mit vollem Körpereinsatz an allen möglichen Perverso-Fantasien ab: Sex, Inzest, Sodomie, Kacke, Pisse, Buttplugs… you name it.
Dass er damit das prüde Amerika schockieren und die geheimen Obsessionen der Spießer zeigen will, ist eh klar. Heute ist er aber längst bei einer der größen und einflussreichsten Galerien, Hauser&Wirth, untergekommen und seine kruden Improvisationen sind jetzt Millionen-Dollar-Produktionen. Auch im Hamburger Theater ist größte Kino- und Bühnentechnik angerollt.
Das Stück dreht sich um Adolf und Eva bzw. Adam und Eva, McCarthy in Lederhosen, Hitlerbärtchen, Lilith Stangenberg mimt die Eva als volltrunkene schreiende, lockende blonde Sirene. Über die gut 1,5 Stunden wird gegrunzt und gerubbelt, es fließen Ketchup und Maiyonaise, es wird geschissen und gepisst und mit jede Menge rotem Lippenstift rumgeschmiert. die Dialoge beschränken sich auf Fuck, fuck, fucking cunt, fucking dick, do you want to suck my titties, motherfucker und fucking shit. Die beiden geben das völlig entgrenzte Hassliebe-Paar, verausgaben sich auf der Drehbühne – und das alles superscharf und hautnah gefilmt von vier Kameras. Die Bilder werden als Splitt Screen über die Bühne projeziert.
Das Theaterpublikum lässt alles regungslos über sich ergehen, einige gehen früher. Das, was früher noch als handfester Theaterskandal Furore geramscht hätte, geht mit mattem Applaus zu Ende. Wir gehen danach im Wirtshaus Nagel Bauernfrühstück essen!