Schwer anzusehen, was da gerade im Iran passiert. Die Menschen protestieren für elementare Rechte und gegen ein verknöchertes Regime. Sie riskieren viel. Die Mullahs fürchten um ihre absolute Macht, gehen mit aller Härte gegen die Demonstranten vor. Denn sie wissen, die Mehrheit der Iraner will keinen fundamentalistischen Gottesstaat, keine vollverschleierten Frauen, sie sehnt sich nach Freiheit und friedlichem Austausch mit der Welt.
Ein Blick hinter die Kulissen der Macht
Vor acht Jahren war ich auf Reportage-Reise in Teheran, auf der Suche nach dem legendären Kunstschatz des Schahs. Damals herrschte gerade ein Moment der Öffnung. Iran hatte das Atomabkommen unterschrieben, man hoffte, dass bald die Sanktionen fallen würden und es wieder zu mehr wirtschaftlicher und kultureller Zusammenarbeit mit dem Westen kommen würde. Das Teheraner Museum für Zeitgenössische Kunst, Ende der 70er Jahre vom Schah und seiner Frau Farah Diba erbaut, hatte den Plan, die legendäre Sammlung moderner Kunst, darunter Meisterwerke von Picassos, Bacon, Pollock und Warhol, die seit der Revolution weggeschlossen war, auf Museumstournee in den Westen zu schicken.
Es kam nicht dazu. Aber die Menschen, mit denen ich damals sprach, Museumsleute, Künstlerinnen, Taxifahrer, Kellner und BH-Verkäufer waren so unglaublich neugierig, freundlich und aufgeschlossen. Es herrschte vorsichtige Hoffnung. Im Park hinter dem Museum sah ich Männer und Frauen gemeinsam Volleyball spielen, in den Bergen über der Stadt trafen sich junge Leute in lauschigen Restaurants, die Kopfschleier waren lässig nach hinten geschoben oder ganz weg. Das sind die Menschen, die heute auf den Straßen protestieren, keine politischen „vom Westen gesteuerten“ Agitatoren, Leute wie du und ich. Ich fühle mit ihnen.
Hier meine Reportage, erschienen in ART Das Kunstmagazin, 11/2014